Rückblick 2019

Allzu viel von 2019 ist nun nicht mehr über – zum Glück! –, also ist wohl ein guter Zeitpunkt zu rekapitulieren. Und ehrlich, dieses Jahr kann für mich in die Tonne. Aber ich bin ein optimistischer Mensch, also fange ich mal mit dem Positiven an.

2019 – Yay!

Alypos

Im März ist meine Kurzgeschichte Alypos in der Anthologie Like a (bad) Dream erschienen – und wenn ihr mich fragt, ist es die beste, die ich bisher geschrieben habe. Sie hat die richtige Mischung aus Ernsthaftigkeit und Humor, aus Sarkasmus und Verzweiflung, aus Ich und Fiktion. Leszeks Kampf ums Sterben ist an zwei Tagen entstanden, was etwas sehr Seltenes bei mir ist, und ich glaube, genau deshalb liest sich die Geschichte auch so sehr wie aus einem Guss. Und dass alle Einnahmen aus der Anthologie zusätzlich noch für einen guten Zweck gespendet werden, macht das Ganze gleich noch einmal schöner.

Regentänzer

Worauf ich ganz besonders stolz bin: Nach sechs Jahren konnte ich euch endlich Nuzar vorstellen. Und Riagh natürlich auch 😉 An den beiden hatte ich bereits vor Sternenbrand geschrieben, doch dann ist Zeyn in den Raum gestürmt und einen Ghitaner lässt man lieber nicht allein, sonst wird ihm noch langweilig – und das hält mein Mobiliar nicht durch.

Dennoch, auch wenn ich die Crew der Keora wirklich liebe – Von Rache und Regen ist ein absolutes Herzensprojekt. Das liegt zu einem sehr großen Teil an dem Stil, denn auch wenn es anstrengend ist und ich beim Schreiben nur langsam vorankomme – ich liebe es, mich poetisch austoben zu können. Riagh und Nuzar stritten sich schon lange in meinem Kopf, legten die Welt in Flammen und löscht sie im Sturm – verdammt tut das gut, sie endlich, endlich nicht mehr allein für mich haben zu müssen. Und ihre Reise ist ja auch noch lange nicht zu Ende … und wird nicht allein bleiben 😉

Freundschaften

Etwas, das nur indirekt mit dem Schreiben zu tun hat: Ich war dieses Jahr vergleichsweise viel unterwegs. Dabei haben sich Freundschaften verfestigt und neue sind entstanden. Ich habe Menschen kennengelernt, bei denen ich mich teilweise wundere, wie ich die letzten 35 Jahre ohne sie auskam, und bei anderen habe ich erkannt, dass ich die nächsten 35 Jahre ganz sicher nicht ohne sie verbringen möchte. Ich mag es nicht, bei so etwas Namen zu nennen, da ich zum einen sowieso irgendwen vergessen würde und zum anderen nie weiß, ob es dem anderen Menschen recht wäre, also lasse ich es. Aber glaub mir, wenn du dir jetzt denkst: „Meint sie mich?“, dann ist die Antwort sehr wahrscheinlich: „Ja!“

Gleichzeitig ist es aber genau dieser schöne Punkt, warum ich mich das Jahr über sehr schwergetan habe, über das Negative zu reden. Denn das war dieses Jahr so stark, dass es mir immer wieder schien, es würde alles Positive verschlingen – und das hat auch, viele wiederkehrende Wochen am Stück.

2019 – Fick dich!

Dieses Jahr dominierte für mich vor allem eines: meine Depression. Streng genommen fing sie sogar schon Ende 2018 an, nur konnte ich sie damals noch verdrängen, weil ich volle Kraftreserven hatte. Nur waren diese Anfang des Jahres aufgebraucht und sind erst seit sehr, sehr kurzer Zeit wieder dabei, aufzuladen.

Wie es dazu kam? Ich könnte jetzt damit anfangen, dass es in meiner Familie gleich mehrere schlimme Schicksalsschläge gab, oder dass ich es 2018 arbeitstechnisch auch ein wenig übertrieben habe. Außerdem fing es im Winter an, die Dunkelheit – ihr kennt es. Aber die Wahrheit ist: Ich war depressiv, weil ich depressiv war. Denn eine starke Arbeitsbelastung kommt bei mir immer mal wieder phasenweise vor und eigentlich bin ich ein Wintertyp, ich liebe die Dunkelheit und meine Schreibhöhle mit wenig Tageslicht. Außerdem hatte ich meine schlimmsten Phasen im Sommer bei strahlendem Sonnenschein …

Mit meiner Depression war es wie mit einer Erkältung: Sie könnte daher kommen, dass ich abends eine zu dünne Jacke getragen hab, mal wieder meinen Schal vergaß oder mir nach dem Einkauf nicht gleich beim nach Hause kommen die Hände gewaschen haben – wir werden es wohl nie erfahren. Aber was wir unbestreitbar wissen: Ich bin – oder war – krank. Nur ist bei einer Depression nicht nach 2 Wochen alles wieder gut. Bei mir dauerte es ein komplettes Jahr.

Und was bedeutet das jetzt?

Im wahrsten Sinne des Wortes: nichts. Denn das ist genau das, was ich dieses Jahr tun konnte: nichts. Ich habe dieses Jahr nicht schreiben können. Na ja, oder fast nichts, die letzten 2 Kapitel von Regentänzer entstanden im Januar, und ich habe kaum Erinnerung daran, wie ich das geschafft habe. Wenn ihr euch also fragt, woher Nuzars Stimmung dort kommt … Alypos entstand zum Glück bereits 2018, denn ich glaube, ich hätte diese Geschichte nicht dieses Jahr schreiben können. Sie wäre einfach zu nah an mir gewesen.

Und leider, auch wenn es mir seit November wieder besser geht und ich seit sehr, sehr langer Zeit wieder spüre, dass sich meine Kraftreserven langsam aufladen – für den Nano hat es trotzdem nicht gereicht. Ich wollte es, ich wollte es wirklich, allein schon, um all jene, die auf eine Fortsetzung warten, nicht zu lange im Unsicheren zu lassen. Nur leider musste ich recht schnell merken, dass ich zwar endlich heile, aber noch lange nicht heil bin. Damit habe ich 2019 nicht einen Text zu Ende bringen können – und noch viel schlimmer: Ich weiß nicht, ob ich den zweiten Teil zu Regentänzer rechtzeitig fertig bekommen werde, damit er – wie so oft ankündigt – im Herbst 2020 erscheinen kann. Ich gebe mein Bestes – nur ist das leider im Moment nicht sehr viel.

Whoah.

Ihr ahnt ja gar nicht, wie schwer mir das gerade fiel, dies zu schreiben. Denn eure wunderbaren Reaktionen auf dieses Herzensprojekt waren es gewesen, die mir durch eine der schlimmsten Tiefphasen durchgeholfen haben – und nun enttäusche ich euch. Aber ich glaube, es ist besser, ich bin jetzt ehrlich, als dass ihr euch auf ein bestimmtes Datum freut, das plötzlich ausfällt. Mit Riagh und Nuzar wird es definitiv weitergehen, nur leider wird die Pause größer, als mir lieb ist.

Und noch etwas ist mir eben wahnsinnig schwer gefallen: Das Wort Depression überhaupt auszuschreiben. Nicht nur, weil es so mächtig wirkt, wenn es auf einmal einen Namen hat – dadurch zu etwas „Echtem“ wird. Sondern weil ich nicht will, dass jemand glaubt, ich hätte sie oder ihn angelogen. Wie ich schon sagte, ich war dieses Jahr viel unterwegs, habe viele neue Menschen getroffen und Bekannte wurden zu Freund*innen – und ich weiß, all die Zeit wirkte ich super gut drauf und fröhlich. Und wisst ihr was? Das war ich auch. Ich hatte wahnsinnig Glück, dass mich keine richtig schlimme Tiefphase während einer Messe angefallen hat. Nur geht es mir da wie vielen Depressiven: Die Hochphasen bedeuten vor allem ein schlechtes Gewissen – ja, richtig gehört: Man fühlt sich mies, weil man sich ausnahmsweise mal nicht mies fühlt. Willkommen im Teufelskreis der Gedankenspirale, die leider nicht durch Rationalität und Reflektion durchbrochen werden kann, sondern wie bei jeder Krankheit nur durch Zeit. Und manchmal auch durch Medikamente.

Und genau deshalb wollte ich all das hier einmal aufschreiben, obwohl es mir schwerfällt. Auch heute noch wird viel zu wenig über Depressionen gesprochen und wer nicht betroffen ist, hat gerne mal ein falsches Bild im Kopf. Und da sich nichts ändert, wenn alle schamvoll schweigen, und ich nun wieder die Kraft habe, es auszuhalten, dass ich lange keine Kraft hatte, rede ich jetzt eben darüber.

Ich war depressiv. Also war ich krank. Jetzt geht es mir besser. Aber ich werde niemals ganz gesund sein. Und das ist nicht schlimm. Aber trotzdem scheiße.

Wunderbare Menschen

Ich weiß, es gibt häufig das Bild, dass man einen kostbaren Menschen daran erkennt, dass er oder sie einen trägt, wenn man selbst nicht mehr weiterlaufen kann. Aber wisst ihr, was wirklich kostbar ist? Nicht jemand, der einen voranträgt, weil es ja ständig weitergehen muss – sondern jemand, der sich zu einem auf den Boden setzt und sagt: „Wenn du eine Pause brauchst, dann machen wir jetzt gemeinsam Pause, und wenn du wieder weiter kannst, stehen wir gemeinsam wieder auf und laufen zusammen. In deinem Tempo, selbst wenn es nur fünf Schritte bis zur nächsten Pause sind.“

Ich habe das wahnsinnige Glück, solche Menschen in meinem Leben zu haben, und ich glaube, nur dank ihnen bin ich nun schon wieder in der Lage – wenn auch langsam – wieder allein aufzustehen und voranzugehen. Für 2020 habe ich Pläne – und zum ersten Mal seit einem Jahr sind sie keine Monster im Dunkeln, die mir den Schlaf rauben, sondern wunderbare Träume, auf die ich mich freue. Ich war immer ein optimistischer Mensch und werde es auch hoffentlich bleiben, weshalb es nun meinen ganz optimistischen Ausblick auf 2020 gibt. 2019 kann dann mal weg – denn schließlich kann 2020 ja nur noch besser werden! Und außerdem sieht die Zahl auch viel lustiger aus – wenn das nicht mal ein Zeichen ist!

Ausblick 2020

Über Regentänzer 2 hatte ich ja eben schon geredet – es geht auf jeden Fall weiter! Gut 150 Seiten lang sind Riagh und Nuzar bereits wieder auf ihrer Reise, aber da der 2. Teil eine ähnliche Länge wie der erste haben wird, liegt noch ein ganzes Stück Weg vor ihnen. Sie werden mich 2020 durchgängig begleiten, und sobald sie endlich ihr Ziel erreicht haben, werden der Traumtänzer-Verlag und ich gemeinsam schauen, wie sie auch schnellst möglich auf eure Reader gewandert kommen. Ich hoffe sehr, dass das noch 2020 passieren wird, nur leider kann ich da im Moment nichts versprechen.

Allerdings werdet ihr auf jeden Fall Lesestoff von mir kriegen, denn wenn alles klappt, erscheinen 2020 gleich drei Kurzgeschichten von mir! Zu zweien davon darf ich noch nicht viel verraten, außer dass ich endlich mal wieder etwas für Das Schwarze Auge schreibe. Und Kurzgeschichte Nr. 3 würde mich ganz besonders freuen, denn ganz vielleicht hat mein Nebelflor nun endlich ein Zuhause gefunden!

Außerdem gibt es im neuen Jahr gleich noch ein Herzensprojekt – oder viel mehr ein Herzensteam, denn ich kann endlich, endlich, endlich einmal mit Elea Brandt zusammenarbeiten. Ihr ahnt ja gar nicht, wie sehr ich mich schon darauf freue. Ihr kennt sie gar nicht? Dann 1.: Schämt euch! Und zweitens: Lest unbedingt in ihre Romane rein, dann werdet ihr bereits ahnen, warum ich unbedingt mit ihr zusammenarbeiten will. Es wird aber keine Geschichte werden, sondern zur Abwechslung mal wieder ein Rollenspiel-Abenteuer – und zwar für Aces in Space. Das sagt euch auch nichts? Dann schämt euch gleich ein zweites Mal – und schaut unbedingt mal rein!

Also, die Pause ist vorbei, ich steh dann mal auf, klopfe den Staub vom Rock und schau, wie weit ich komme. Und es wäre echt schön, wenn ihr mitkommt! 🙂

Author: Annette Juretzki

Autorin von Fantasy, Scifi & Unfug. Lektorin, Korrektorin & sonstige Besserwisserin. An sich ein netter Mensch, wenn man sie nicht näher kennt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert